Abendzeitung, 15. April 2015, Mischa Maisky & Russian National Orchestra 15. April 2015, Philharmonie Gasteig München

27 апреля 2015
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Abendzeitung, 15. April 2015, Mischa Maisky & Russian National Orchestra 15. April 2015, Philharmonie Gasteig München

Russische Draufgänger Das Russian National Orchestra mit dem Cellisten Mischa Maisky im Gasteig



Diе Bühne nimmt er so­gleich vollkommen (für sich ein, und Mischa Maisky wird sie während sei­ner Anwesenheit für keine Se­kunde aufgeben: So überwälti­gend expressiv ist das Spiel des gebürtigen Letten.

Wenn Maisky einmal eine Melodie angestrichen hat, packt er sie am Kragen, singt sie mit unbändig vibrierender Energie aus und gibt ihr meist zum Schluss hin noch einen energischen Drücker mit. Sein Ton kann unglaubliche Kräfte aktivieren. Nicht zuletzt nimmt sich Maisky seit jeher schon alle Freiheiten der Ägogik, was sein Spiel sehr subjektiv macht, bisweilen gar etwas unausge­glichen und beliebig.

Eine solche absolute Freiheit macht es nicht eben leicht, die hochvirtuosen Rokoko-Varia- tionen von Peter Tschaikowsky zu begleiten. Nicht immer kann Sladkovsky, der das Russian National Orchestra angenehm unprätentiös leitet, seinem So­listen eng auf dem Fuß folgen. Merklich aber sucht Maisky auch in Max Bruchs „Kol Ni- drei“ gerade die Unabhängig­keit gegenüber der Begleitung.

Zugute halten muss inan ihm auch, dass er das grausarfi schwierige Spielwerk bei Tschaikowsky, das häufig in unwirtlichen Höhen stattfm- det, draufgängerisch spielt, nie auf Sicherheit. Dies ist eine sehr intensive Interpretation, die dem Hörer in der Philhar­monie nahetritt, vielleicht zu nahe, die aber auch einen star­ken Eindruck hinterlässt.

Eigentlich hätte Mikhail Plet- nev dieses Konzert leiten sol­len, er musste aber wegen ei­nes familiären Todesfalls absa- gen. Sladkovsky, Chefdirigent des Tartastan National Sym­phony Orchestra, muss. man zugestehen, dass er das so auf Pletnev eingeschworene Russi­an National Orchestra mit spürbarer wechselseitiger Verr trautheit dirigiert.

In Tschaikowskys „Patheti- que“ lässt ёг jede Zurückhal­tung fahren, feuert die Violinen auch einmal mit wütendem ' Grunzen an, holt die Bässe un­erbittlich nach vorn, ünd ver­wirklicht so eine wahrlich exis- tentialistische Version des Werkes. Die hemmungslose Emotionalität lassen über Ün- schärfen hinweghören, das Or­chester tritt -г wenngleich äu­ßerlich eher unbetroffen - in seltener klanglicher Buntheit auf. Und das furiose Marsch- Scherzo provoziert Zwischen­applaus. Ein mitreißender Ab­schluss dieses Tschaikowsky- Zyklus. Michael Bastian Weiß

 


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